i_memorial

Auch der Tod der einzigen Katze, mit der ich jemals halbwegs warm geworden bin gehört zum letzten, von Abschieden geprägten Jahr.
Einmal hat sie mich wach geglotzt. Das war noch in der anfänglichen Abstandsphase. Zu der Zeit war der Deal die friedliche Koexistenz.

‚Ich lebe mit dem was Deine Haare in der Wohnung an meiner Haut tun und Du krallst Dich nicht in meiner Jeans oder sonst wo fest, sondern machst einen möglichst großen Bogen um mich.‘

Das hatte sie bis dahin eingehalten, selbst wenn ich es an manchen Tagen war, der ihr das Futter hinstellte. Auch da wurde der Abstand gewahrt. Bis zu diesem Morgen.

Ich lag Sonntags gegen halb zehn, wie meist um diese Zeit alleine, schlafend im Bett und hatte beim Aufwachen ein indifferentes Gefühl demgegenüber was mich da gerade weckt. Kein Geräusch keine innere oder äußere Befindlichkeit. Scheinbar grundlos bin ich von einem auf den anderen Moment glockenhell wach.

Als ich die Augen öffne ist das Katzengesicht ca. 10 Zentimeter von meinem entfernt und starrt mich unverwandt an. Sie sitzt da vor den niedrigen Bett wie eine Sphinx und glotzt regungslos in meine Augen.

Zum ersten mal verschwindet sie nicht, als ich mich rege und bleibt auch bei mir als ich aufstehe um mich ums Frühstück zu kümmern, welches gegen elf erwartet wird.

Ab da waren für die restliche Zeit, die ihr blieb sogar regelrechte Dialoge und zugewandte Berührungen beiderseits möglich. Vielleicht ein im wahrsten Wortsinn ‚blindes‘ Verständnis mit dem steinalten Tier, das bei aller dadurch verursachten Schreckhaftigkeit nie affektiv aggressiv auf mich reagiert hat. Einsamkeit verbindet.

Ihr sicherlich erlösender Tod im hochbetagten Katzenalter hinterließ eine Lücke, die nicht zu füllen war.

Wir haben ihr ein Denkmal gesetzt, von dem wir nicht wissen wie es verblieben ist.
Aber wir haben es gebastelt, haben dabei getrauert und uns im Leben dem logischen Ende im Frieden genähert, was einen weiteren sehr wertvollen Moment mit meiner Tochter ergab, die mich heute an das Datum erinnerte.

Danke Katze, Danke auch dafür…auch ein Jahr danach.